Das Sohlstabilisierungskonzept für die Elbe von Mühlberg bis zur Saalemündung
An der Mittelelbe ist zwischen den Ortschaften Mühlberg (El-km 127,2) und Coswig/Anhalt (El-km 237,0) seit mehr als 100 Jahren eine verstärkte Sohlerosion mit Eintiefungsraten von bis zu 2 cm pro Jahr zu beobachten. Die Erosion der Sohle geht mit einer Absenkung des Flusswasserspiegels einher. Dies hat nachteilige Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit der Schifffahrt, die Zufahrt zu den Häfen und die Bauwerkssicherheit des bestehenden Stromregelungssystems. Auch das flussnahe Grundwasser ist von der Absenkung betroffen. Damit ergeben sich aus der fortschreitenden Sohlerosion Beeinträchtigungen für das Ökosystem der Talaue mit bedeutenden internationalen und nationalen Schutzgebieten und für ihre land- und forstwirtschaftliche Nutzung.
Strategie zur Reduzierung der Sohlerosion
Seit Mitte der 1990er Jahre wird der Elbe durch die WSV gezielt Geschiebeersatzmaterial in unterschiedlichen Abschnitten der Erosionsstrecke zugeführt, um einer weiter fortschreitenden Erosion entgegen zu wirken und die Sohle zu stützen. Fachlich begleitet wird diese Maßnahme durch die Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) und die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG). Diese Geschiebezugabe kann kurzfristig im Rahmen der Wasserstraßenunterhaltung durchgeführt werden. Für eine nachhaltige Eindämmung der Erosion sind jedoch weitere flankierende Maßnahmen im Gewässerbett und auch in den Vorländern notwendig. Nur so lässt sich die dauerhafte und kostenintensive Zugabe von Geschiebeersatzmaterial minimieren und gleichzeitig die Flusssohle in einem dynamischen Gleichgewicht halten.
Im Jahr 1999 wurde von der WSV eine Projektgruppe mit dem Auftrag eingerichtet, ein „Sohlstabilisierungskonzept“ zu erstellen. Darin sollten weitere Maßnahmen definiert werden, mit denen einer weiter fortschreitenden Erosion entgegengewirkt werden kann. Die Projektgruppe setzt sich aus Mitarbeitern des WSA Dresden, der BAW, der BfG und der GDWS zusammen. Unterstützt wurde die Projektgruppe durch Vertreter des Umweltministeriums des Freistaates Sachsen (SMUL) sowie durch die Biosphärenreservatsverwaltung „Mittelelbe“ für das Land Sachsen-Anhalt. Im Rahmen der Projektarbeit wurde eine Analyse der Istsituation der Erosionsstrecke durchgeführt und Methoden für eine Bekämpfung der Erosion benannt und bewertet.
Das „Sohlstabilisierungskonzept für die Elbe von Mühlberg bis zur Saalemündung“ wurde 2009 veröffentlicht. Es bildet die Grundlage für die Umsetzung einer nachhaltigen Strategie zur Erosionsbekämpfung und zeigt die notwendigen Schritte und Maßnahmen zur Eindämmung der Erosion bei gleichzeitiger Beibehaltung der natürlichen Sohldynamik auf. Für das darin enthaltene spezifisches Maßnahmenprogramm wurde auch eine naturschutzfachliche Einschätzung vorgenommen. Zur Sohlstabilisierung und Erosionseindämmung werden folgende Methoden vorgeschlagen:
Direkte Steuerung des Feststoffhaushalts durch Geschiebebewirtschaftung in Form von
- Geschiebezugabe
- Geschiebeumlagerung
Erhöhung des Sohlwiderstandes durch
- Sohldeckwerke
- Schwellen
- Grobkornanreicherung
Veränderung des Transportvermögens durch
- Anpassung der Regelungsbauwerke
- Gefälleausgleich im Gewässerbett
Maßnahmen im Vorland zur Erhöhung des Abflusses über das Vorland durch
- Flutrinnenaktivierung und -anlage
- Altarmanschlüsse
- Uferabgrabungen, Abtrag von Uferrehnen und Vorlandabsenkungen
- Änderung der Deichtrassen
Zuordnung der Schwerpunktmaßnahmen
Aufgrund der großen Ausdehnung der Erosionsstrecke und der Notwendigkeit sich bei der Umsetzung von Schwerpunktmaßnahmen zuerst auf die Bereiche mit den größten Erosionstendenzen zu konzentrieren, wurde eine Unterteilung in Streckenabschnitte von 10 bis 30 km Länge gleicher oder annähernd gleicher Charakteristik vorgenommen. In den Strecken Klöden (Nr. 3) sowie nachfolgend Lutherstadt Wittenberg (Nr. 4) und Coswig (Anhalt) (Nr. 5) werden die Maßnahmen in Form von Pilotvorhaben zuerst umgesetzt.
Nr. | Streckenbezeichnung | Streckenabschnitt | Schwerpunktmaßnahmen zur Sohlstabilisierung |
---|---|---|---|
1 | Mühlberg | Kreinitz bis Belgern (El-km 120 - 140) | • Geschiebezugabe • Geschiebeumlagerung • Grobkornanreicherung |
2 | Torgau | Belgern bis Pretin (El-km 140 - 170) | • Geschiebezugabe • Grobkornanreicherung • Modifikation der Regelungsbauwerke • Vergrößerung des Abflussanteils der Vorländer |
3 | Klöden | Pretin bis Elstermündung (El-kmm 170 - 198,5) | • Geschiebezugabe • Modifikation der Regelungsbauwerke • Uferabgrabung • Vergrößerung des Abflussanteils der Vorländer |
4 | Lutherstadt Wittenberg | Elstermündung bis Coswig (El-km 198,5 - 230) | • Geschiebezugabe • Geschiebeumlagerung • Modifikation der Regelungsbauwerke • Vergrößerung des Abflussanteils der Vorländer |
5 | Coswig (Anhalt) | Coswig bis Muldemündung (El-km 230 - 259,6) | • Geschiebezugabe • Geschiebeumlagerung • Modifikation der Regelungsbauwerke • Vergrößerung des Abflussanteils der Vorländer |
6 | Aken | Muldemündung bis Steckby (El-km 259,6 - 280) | • Geschiebeumlagerung • Modifikation der Regelungsbauwerke • Uferabgrabung • Vergrößerung des Abflussanteils der Vorländer |
7 | Saalemündung | Steckby bis Saalemündung (El-km 280 - 290,7) | • Geschiebeumlagerung • Modifikation der Regelungsbauwerke • Vergrößerung des Abflussanteils der Vorländer |
Umsetzung des Sohlstabilisierungspaketes
Zum Thema "Umsetzung des Sohlstabilisierungskonzeptes der Elbe - die Pilotmaßnahme Klöden im Wandel der Zeit" hat Frau Kühne vom WSA Elbe 2019 einen Vortrag gehalten.
Letzte Änderung: 22.03.23