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Gesamtkonzept Elbe

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Quelle: BfG

Internationaler Tag der Feuchtgebiete: Renaturierung der Flutrinnen an der Elbe im Oberluch Roßlau

Umweltministerin Dalbert: Elbaue wird zum Leben erweckt – Beitrag zum Klimaschutz

Ausgabejahr 2021
Datum 01.03.2021

Magdeburg. Im Zuge des Gesamtkonzeptes Elbe werden zahlreiche Naturschutzmaßnahmen umgesetzt. Das Projekt „Revitalisierung des Flutrinnensystems im Oberluch Roßlau“ wurde Ende Januar erfolgreich abgeschlossen. Es wurden seit November 2020 Teile des Flutrinnensystems zwischen den Elb-Kilometern 253,0 und 255,0 wiederhergestellt. Das Projekt wurde von der Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe in Auftrag gegeben und kostete rund 213.000 Euro.

Sachsen-Anhalts Umweltministerin Prof. Dr. Claudia Dalbert sagte: „Die Elbe ist der längste unverbaute Fluss Europas. Mit 302 Kilometern Flusslauf in Sachsen-Anhalt tragen wir eine besondere Verantwortung für die geschützte Flusslandschaft. Ich freue mich sehr, dass mit solchen Maßnahmen die Elbaue als Feuchtlebensraum wieder zum Leben erweckt wird. Nun kann in der Flussaue das Wasser besser gespeichert werden und zahlreiche Arten, wie die Rotbauchunke und der Kranich, finden ihren natürlichen Lebensraum vor. Das Land erfüllt damit Schritt für Schritt die Anforderungen des Gesamtkonzeptes Elbe. Außerdem dienen solche Feuchtgebiete als Wasser- und Kohlendioxidspeicher und sind damit ein sehr wirksamer Beitrag zum Klimaschutz.“

Flutrinnen gehören zu den typischen Strukturelementen der Aue. In ihnen fließt ab einem bestimmten Wasserstand das für die weite Auenlandschaft lebensspendende Flusswasser. Im Projekt wurde ein Teil der Flutrinnen in ihrer Funktion renaturiert. Dies geschah durch Entfernung von Verlandungen, Abgrabungen und Schaffung von Verbindungen zwischen Flutrinnenabschnitten.

2013 wurde das Oberluch letztmalig durch Hochwasser geflutet. Flutrinnen, Feuchtsenken und Altwasser sind zum heutigen Zeitpunkt ausgetrocknet. Grund dafür sind anhaltende Trockenheit und das Ausbleiben von größeren Hochwasserereignissen seit 2013. Durch die nun wieder funktionierenden Flutrinnen werden folgende Naturraumeffekte erzielt:

  • Naturnaher, dynamischer Austausch zwischen Gewässer und Auenlandschaft,
  • Verlangsamung von Verlandungsprozessen,
  • Aktivierung und langfristige Erhaltung auentypischer Lebensräume, damit:
  • Verbesserung von Lebensraumbedingungen für charakteristische Tier- und

Zeitlicher Ablauf:

Das Projekt wurde im August 2019 seitens des Biosphärenreservates Mittelelbe gestartet mit der Ausschreibung der Grundlagenermittlung und Vorplanung (Leistungsphasen 1 und 2 nach HOAI). Im Anschluss wurden 2020 weitere Planungsphasen vergeben und bearbeitet (Entwurfs, Genehmigungs- und Ausführungsplanung, = LP 3 / 4 / 5 nach HOAI) und im Dezember 2020 mit der baulichen Ausführung begonnen, die Anfang Februar 2021 ihren Abschluss fand. Die komplette Finanzierung aller Planungs- und Bauleistungen erfolgte zu 100 % aus Landesmitteln über den Haushaltstitel „Gesamtkonzept Elbe“ des MULE / BRME.

Hintergrund:

Das Projektgebiet liegt zur Gänze im Biosphärenreservat Mittelelbe. Es wird südlich begrenzt durch den Flusslauf (Elbe), nördlich durch einen Höhenzug, auf dem die Bundesstraße 187 verläuft. Dieser Höhenzug markiert die Grenze zwischen dem Elbtal und dem Fläming. Das Projektgebiet hat mehrfachen Schutzstatus; es ist Teil des FFH-Gebietes „Dessau-Wörlitzer Elbauen“, Europäisches Vogelschutzgebiet und zudem Bestandteil des Landschaftsschutzgebietes (LSG) „Mittlere Elbe“. In Entfernung von rund 100 m zur Elbe befindet sich das betreffende Flutrinnensystem. Im Projektgebiet befindet sich eine militärische Verkehrs-, Befestigungs- und Verteidigungsanlage (sog. „Versuchsbrücken“). Das technische Denkmal wird vom Flutrinnensystem gekreuzt, blieb im Zuge der Baumaßnahme jedoch unberührt. Die Nutzung des Grünlandes wird durch Schafbeweidung bzw. naturschutzgerechte Mahd erfolgen. Eigentümer bzw. Verpächter der Fläche ist die DBU Naturerbe GmbH.

Die planerischen Vorarbeiten wurden durch das Leipziger Ingenieurbüro Fichtner Water & Transportation geleistet, Bauarbeiten vor Ort verrichtete die Oranienbaumer Tiefbau, Umwelt- und Gewässerpflege GmbH (TUG). Momentan wird bei einem mittleren Hochwasser das Einströmen von Wasser ins Flutrinnensystem noch durch einen ehemaligen Sommerdeich verhindert. Die Öffnung des Sommerdeiches ist bereits über das zuständige Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Dresden geplant.

Angesichts der Bedeutung und der Gefährdung der Feuchtlebensräume weltweit wurde am 2. Februar 1971 in der iranischen Stadt Ramsar ein völkerrechtliches Abkommen zum Schutz dieser Gebiete geschlossen. Es stellt ausgewiesene Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung unter besonderen Schutz. In Sachsen-Anhalt gibt es gesamt drei Feuchtgebiete internationaler Bedeutung; zwei davon liegen im Biosphärenreservat Mittelelbe:

  • Niederung der Unteren Havel / Gülper See / Schollener See
  • Aland-Elbe-Niederung und Elbaue Jerichow

Das dritte Gebiet in Sachsen-Anhalt ist der Helmestausee Berga-Kelbra.

Weitere Informationen: Biosphärenreservat Mittelbe

Im Oberluch Roßlau an der Elbe werden Flutrinnen renaturiert. Ein Bagger ist zu sehen. Baggerung der Flutrinne, Dezember 2020 Quelle: A. Regner, Biosphärenreservat Mittelelbe

Im Oberluch Roßlau an der Elbe werden Flutrinnen renaturiert. Es sind mehrere Baufahrzeuge zu sehen. Weitere Ansicht der Baggerung der Flutrinne, Dezember 2020 Quelle: A. Regner, Biosphärenreservat Mittelelbe

Der Fortschritt der Arbeiten an der Flutrinne wird sichtbar. Blick auf die Flutrinne im Januar 2021 Quelle: A. Regner, Biosphärenreservat Mittelelbe

Die Flutrinne nimmt Gestalt an. Sie ist mit Blick nach Süden gut zu sehen. Im Hintergrund weitere Baufahrzeuge. Flutrinne, Blick nach Süden, Januar 2021 Quelle: A. Regner, Biosphärenreservat Mittelelbe

Die Flutrinne ist im vereisten Zustand zu sehen. Flutrinne, Blick nach Süd-Ost, Februar 2021: Einzelbaum als Insel-Füllung bei Elbe-Hochwasser Quelle: A. Regner, Biosphärenreservat Mittelelbe

Die Flutrinne ist im gefüllten Zustand zu sehen. Flutrinne im weiteren Verlauf mit Blick nach Nord-Ost, Februar 2021: Füllung bei Elbe-Hochwasser Quelle: A. Regner, Biosphärenreservat Mittelelbe